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Reaktionen zur Freistellung von NBG-Geschäftsführer

Redakteurin: Lea Lübben

Am 25. September 2024 hat der Rat der Stadt Borkum in einer nicht öffentlichen Sitzung beschlossen, den Geschäftsführer der Nordseeheilbad Borkum GmbH (NBG), Göran Sell, mit sofortiger Wirkung freizustellen. Die Führung des Unternehmens wird bis zur Neubesetzung der Position von den Prokuristen (Tourismusdirektorin Pia Hosemann und Stadtwerke-Direktor Axel Held) der Gesellschaft übernommen.

 

Von den 16 stimmberechtigten Ratsmitgliedern nahmen 12 an der Abstimmung teil, mit folgendem Ergebnis: Neun stimmten für die Freistellung, zwei dagegen und eine Person enthielt sich. Sell wird somit nicht mehr für die NBG tätig sein.

 

Sell hatte bereits Ende März 2024 angekündigt, die NBG zum Jahresende zu verlassen. Als Kündigungsgrund hat er damals schon Meinungsverschiedenheiten zwischen der Stadt Borkum und der NBG über die strategische Ausrichtung der hundertprozentigen Stadttochter angegeben. Trotz der Kündigung versprach Sell, sich weiterhin für die Entwicklung Borkums einzusetzen und eine reibungslose Übergabe zu gewährleisten. Die Geschäftsführer-Position wurde jedoch bis heute von der Gesellschafterin, Stadt Borkum, nicht ausgeschrieben. Eine geordnete Übergabe sei ihm daher in der noch verbleibenden Zeit nicht mehr möglich.

 

Infolge seiner Freistellung hat Sell nun seine Rolle bei der NBG vollständig niedergelegt. Bleibt jedoch Geschäftsführer der Ostfriesischen Inseln GmbH (OFI) sowie Vorsitzender des Marketingausschusses der Tourismus-Agentur Nordsee GmbH (TANO), die er als Gründungsgeschäftsführer von Januar bis Dezember 2022 aufgebaut hat.

 

Sell bedankt sich bei MitarbeiterInnen
Göran Sell richtet seinen Dank abschließend an alle MitarbeiterInnen der Nordseeheilbad Borkum GmbH: „Ich möchte mich bei allen ehemaligen und aktuellen MitarbeiterInnen der NBG für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen mehr als zehn Jahren bedanken. Wir waren immer ein gutes Team! Auf das, was wir gemeinsam erreicht haben, können wir stolz sein.“

 

Reaktionen der Parteien

CDU: 
Der CDU-Stadtverband Borkum äußert sich besorgt über die Freistellung. In ihrer Stellungnahme kritisieren sie den Ablauf der Kündigung und, dass die Stelle bis heute nicht ausgeschrieben wurde.: „Für uns spielt es keine Rolle, wer in diesem blamablen Schlussakt einer jahrelangen Auseinandersetzung wann und wo Recht hatte, wer wann oder wo neben der Wahrheit operierte. Fakt ist, dass man von einer konstruktiven Zusammenarbeit aller Beteiligten, und dies auf einer sachlichen, fairen und respektvollen Ebene, nicht sprechen kann.“
Die CDU befürchte, dass die Leistungen von Sell durch den „blamablen Schlussakt“ in den Hintergrund gedrängt würden. Die Insel verliere einen Visionär, der Borkum mit zahlreichen Projekten und Ideen nach vorne gebracht habe. Als Beispiele nennt die CDU die Entwicklung zur emissionsfreien und klimaneutralen Insel oder das ISEK-Projekt zur Reede- und Stadtentwicklung sowie die Tiefengeothermie. „Der CDU-Stadtverband Borkum dankt Göran Sell für sein großes Engagement und wünscht ihm und seiner Familie beruflich und privat alles Gute“, schreiben sie abschließend in einer Pressemitteilung.

 

Die Grünen:
Die Grünen auf Borkum bezeichneten die Freistellung als undemokratisch, da nicht alle Ratsmitglieder anwesend waren. „Schon im Vorfeld haben sich Mitglieder der CDU und der SPD abgemeldet, sodass am Ende nur ‚Borkums freie Liste‘ und die Grünen vollzählig waren. Demokratisch wäre es gewesen, wenn alle vom Volk gewählten VertreterInnen anwesend gewesen wären und die Sitzung verschoben worden wäre“.  Sie betonten, dass Göran Sell in den vergangenen Jahren die touristische- und Gesamtentwicklung Borkums und der NBG entscheidend und positiv geprägt und wichtige Impulse gesetzt habe. Dafür danken die Grünen Borkums Herrn Sell ausdrücklich. „Wir bedauern sehr, dass Herr Sell nach langen Verhandlungen unter anderem aus gesundheitlichen Gründen seine Position in der NBG gekündigt hat“, sagt Eldert Sleeboom, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der NBG.
Hermann Gansel, Ratsvorsitzender und Sprecher der Grünen: „Eine Freistellung nach einer Kündigung ist normal in der freien Wirtschaft. Sie wird sofort ausgesprochen und vollzogen. So wie hier mit Göran Sell umgegangen wird, ist indiskutabel. Und dabei, das sollte man auch nicht vergessen, war der Ratsbeschluss keineswegs einstimmig.“
Abschließend wünschten sie Sell und seiner Familie alles Gute.

 

SPD:
Auch die SPD bedauerte den Ausgang der Zusammenarbeit. „Dieses Ergebnis spiegelt nicht das wider, was Herr Sell in über zehn Jahren für die Nordseeheilbad Borkum GmbH und die Insel Borkum geleistet hat. Über all die Jahre hinweg haben wir Herrn Sell als fähigen Geschäftsführer und Visionär für die vielen Projekte wahrgenommen und es fand eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit statt.“ Auch die SPD lobte Sell für seine Leistungen in den vergangenen zehn Jahren, darunter die Entwicklung des Offshore-Hafens, die Auflösung der Personalgesellschaft BPG mit Überleitung der ArbeitnehmerInnen in den öffentlichen Dienst sowie eine Zusammenführung der Betriebsteile Tourismus und Stadtwerke. Sie betonen, dass die Zusammenarbeit in den letzten Jahren aufgrund von Kommunikationsproblemen zwischen dem Bürgermeister, dem Aufsichtsratsvorsitzenden und Sell sehr belastet wurde. Die SPD fordert eine schnelle Neubesetzung der Geschäftsführung, um die bestehenden und anstehenden Projekte erfolgreich umzusetzen.

 

Borkums freie Liste (BfL):
Die Entscheidung zur Freistellung von Göran Sell als Geschäftsführer der NBG Borkum sei das Ergebnis eines demokratischen Prozesses im Rat der Stadt Borkum. Bei der Abstimmung haben von den zwölf anwesenden und stimmberechtigten Ratsmitgliedern lediglich zwei für einen Verbleib des Geschäftsführers gestimmt. Diese eindeutige Mehrheit spiegele den Willen des Rates wider, und Borkums freie Liste (BfL) respektiert dieses Ergebnis, teilt die BfL mit. „Das eindeutige Wahlergebnis macht klar, wie zwingend notwendig es war, Göran Sell als Geschäftsführer freizustellen. Es ist in diesem Fall bedauerlich, dass aufgrund rechtlicher Vorgaben Inhalte aus den Aufsichtsratssitzungen weder den Mitarbeitern noch der Bevölkerung detailliert mitgeteilt werden dürfen. Transparenz ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit, aber wir sind an Vertraulichkeitsvereinbarungen gebunden, die es unmöglich machen, weiterführende Informationen öffentlich zu machen. Wir danken den Bürgerinnen und Bürgern für ihr Verständnis in dieser Angelegenheit und versichern, dass die Entscheidung im besten Interesse der Stadt Borkum und der NBG getroffen wurde.“

 

 

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